Mittwoch - 16.08.2006 - Rüsselsheim - Müden (Örtze)


Anfahrtetappe 1

Ich gehe morgens noch zur Arbeit, gegen 14:00 treffe ich zu Hause ein. Wir packen noch die letzten Sachen in unsere Staukisten, laden alles in den Kombi und fahren zur Halle, wo unser Wohnmobil steht. Die Staukisten sind schnell in die Schränke eingesetzt und letzte Vorbereitungen getroffen. Trotzdem ist es 17:15, als wir in Rüsselsheim aus der Halle rollen und uns auf den Weg nach Norden machen.

Morgen am Mittag wollen wir am Norwegenkai in Kiel sein, das ist vom Rhein-Main-Gebiet aus in einem Stück nur mit einem Nachtstart zu schaffen, darum wollen wir heute noch ein Stück Weg hinter uns bringen, damit es morgen keinen Streß gibt. Mit einer Abendpause in einem der üblichen Nordamerikanischen Spezialitätenrestaurants fahren wir noch bis in die Lüneburger Heide.

Der Womo-Stellplatz in Müden an der Örtze ist ruhig und schön gelegen. Nach einer Umleitungsaktion bei Celle (Straßenbau) treffen wir gegen 22:30 am Stellplatz ein. Wir hoffen, das unbeständige Wetter in Deutschland bald hinter uns zu lassen - mal sehen, ob das klappt.


Donnerstag - 17.08.2006 - Müden (Örtze) - Kiel (Fähre)


Anfahrtetappe 2

Morgens rollen wir um 8:00 aus den Federn. Ein paar Kilometer sind es noch bis Kiel und unterwegs müssen wir ja noch Hamburg incl. Elbtunnel passieren - da ist ein wenig Reservezeit auch nicht verkehrt. Gegen 9:15 rollen wir los. Der Weg bis Kiel ist zum Glück staufrei, wir kommen schon um 11.30 am Norwegenkai an. Dort liegt schon das neueste Schiff der Color Line - die Color Fantasy.

unser Womo und Color Fantasy

Das Schiff hat schon die Größe eines Kreuzfahrers und wird uns heute nicht nur mit der Außenansicht beeindrucken. Ab 12:00 rollen die ersten LKW an Bord, später dann die Autos - wir kommen mit einigen anderen Womos fast als letztes in die RoRo-Decks und wundern uns nicht schlecht, als wir einen weiten Weg durch das Schiff bis ganz nach vorn fahren - da war also noch eine komplette Spur leer. Wir gehen nach oben und beziehen unsere Kabine. Es ist wie gebucht eine Innenkabine mit Fenster - wir haben Blick auf die Shopping Mall des Schiffes.

die Ladenstraße an Bord

Hier ist eine kleine Ladenstraße mit Restaurants und Geschäften aufgebaut worden, die die Höhe von drei Decks hat. In den beiden oberen Decks sind seitlich Kabinen eingebaut, deren Bewohner wie bei einem Mietshaus aus dem Fenster in die Passage schauen können. Die Fenster lassen sich allerdings nicht öffnen und sind auch gut schallgedämmt. Für den Kontakt zur Außenwelt gibt es im Bord-TV die Webcam, die den Bug des Schiffes und die See davor zeigt - schließlich ist das Licht der Ladenpassage komplett künstlich und gibt die echte Tageszeit höchstens dann wieder, wenn das Beleuchtungsprogramm entsprechend gewählt ist.

das Restaurant im Heck

- sehr nobel!

Auch die übrigen Einrichtungen des nagelneuen Schiffes sind wunderschön gelungen. Ich fühlte mich allerdings ständig an das Computerspiel "Starship Titanic" erinnert - denn es gibt einige Details, die - sicher zufällig - an die Ausstattung des Raumschiffes in dem Adventure erinnern.

Während das Wetter tagsüber in Kiel und in der Kieler Förde sonnig und angnehm warm war, wird es auf unserem Weg nach Norden langsam wolkiger. Am Abend (gegen 18:00) bekommen wir noch einen schönen Blick auf die Storebelt-Brücke, die Teil der wettersicheren Verbindung von Kopenhagen zum dänischen Festland, ist. Genauer - sie verbindet die dänischen Inseln Fünen und Seeland miteinander. Die Color Fantasy passt natürlich unter der Brücke durch, aber viel Platz ist dann nicht mehr übrig.

Storebeltbrücke

Nach dem Abendbuffet gibt es noch einen Spaziergang mit nächtlichen Schiffsimpressionen - dann heißt es Schlaf bunkern für die morgige Fahrtetappe.

Color Festival bei Nacht


Freitag - 18.08.2006 - Oslo - Malvik (bei Trondheim)


Anfahrtetappe 3

Wir stehen um 7:00 auf und erscheinen um 8:00 beim Frühstücksbuffet. Der erwartete Andrang fällt aus, viele Gäste waren anscheinend schon zeitiger frühstücken. Wir lassen uns Zeit, denn der Blick ins Bord-TV hat es schon früh gezeigt - der Oslofjord liegt im Nebel. Das ist schade, denn die Anfahrt nach Oslo ist eine der schönsten Anreisen in eine Stadt, die man sich vorstellen kann. Wir wissen es, denn wir sind nicht zum ersten Mal hier. Für die Oslo-Neulinge an Bord tut es uns leid, auch wenn diese die erste Lektion in Sachen Demut vor dem nordischen Wetter schon vor der Ankunft lernen können. Auch schon vom TV aus konnten wir sehen, dass wir einer anderen Großfähre durch den engen Fjord folgen - es ist eine DFDS. Wir haben um 9.15 angelegt und rollen als 3. Fahrzeug von Bord. Ein Zöllner fragt uns nach den Mengen an mitgebrachtem Alkohol, will das aber nicht überprüfen.

Wir rollen über die Stadtautobahnen von Oslo (erste Übungen zum Tunnel-Fahren) und verlassen die Stadt auf der E6. Für ein paar Kilometer ist die Strecke autobahnmäßig ausgebaut und mit 110 km/h freigegeben - für Norwegen ein unglaubliches Höllentempo, was viele einheimische Autofahrer wohl gar nicht fahren mögen. Wenig später erreicht die E6 ihre durschnittliche süd-norwegische Ausbaustufe (eine großzügige Spur je Fahrtrichtung, an Steigungen evtl. eine Kriechspur extra) und das übliche Tempolimit von 80 oder 90 km/h. Auch wenn wir sicher nicht rasen wollen, so sind die sehr häufigen Blitzkästen doch recht nervig. Dazu kommt der starke Verkehr mit zahlreichen LKW. Immerhin klart das Wetter kurz nördlich von Oslo auf und der Tag wird warm und sonnig.

Kurz vor Hamar gibt es die Möglichkeit, den RV3 als Alternativroute nach Norden zu nutzen. Wer Hamar und Lillehammer schon kennt, findet das Österdalen sicher auch nicht weniger attraktiv. Der Ausbauzustand der Straße ist nicht wesentlich schlechter, der Verkehr viel schwächer - eine gute Alternative also. In Koppang entschließen wir uns, eine Mittagsrast einzulegen. Wir müssen zuerst ja noch Kronen tauschen (Geldautomat) und decken uns dann mit den nötigen Fressalien ein. Wir sind keine Anhänger des "wir bringen alles von zu Hause mit, weils hier sooo teuer ist"-Wahns. Wir verzichten in Norwegen zwar auch darauf, Wein einzukaufen, aber die normalen Nahrungsmittel rechtfertigen mir ihren Preisen unserer Ansicht nach kein überladenes Wohnmobil auf der Fahrt nach Norden.

nicht das erste Mittagessen

Spontan entscheiden wir in Koppang, die RV30 weiter nach Norden zu nehmen. Hier ist noch einmal weniger Verkehr, das Rendalen und das Tyndalen sind für Südnorwegen sehr dünn besiedelt. Die Straße ist zwar schmaler, aber ohne Gegenverkehr kann man trotzdem 80 km/h fahren. Erst in Tynset wechseln wir wieder auf die RV3 (die 30 geht weiter nach Röros, aber da waren wir vor 2 Jahren) und bei Ulsberg hat uns dann auch die E6 wieder. Kurze Zeit später sehen wir dann auch die Steigerung der beliebten Blitzkästen. Tempokontrolle mit Laserkanone im nirgendwo mitten im Fjell! Wir waren artig und dürfen durchfahren. Da wir auch Trondheim schon einmal gesehen haben, rollen wir noch an der Stadt vorbei bis Malvik. Am Campingplatz tanken wir erstmalig den Wasservorrat voll - wozu 100 kg Extraladung 1100 km durch Europa fahren?

erster Sonnenuntergang

In Malvik gibt es einen schönen Sonnenuntergang am Fjord zu beobachten. Zur Feier des 1. Norwegentags gibt es (ok, mitgebrachte) Nudeln in Elchform zum Abendessen.


Samstag - 19.08.2006 - Malvik - Namsos


Der Tag der Felsritzungen

Um 8:00 weckt uns der strahlende Sonnenschein. Wir haben heute den Tag der Felsritzungen vor uns. Die Gegend nördlich von Trondheim hat einige der bekanntesten nordischen Fundstellen für solche frühen Kunstwerke (oder waren es Wegweiser) zu bieten. Die Fundstellen liegen heute im Landesinnern. Zur Zeit ihrer Erschaffung war das allerdings noch anders, denn damals war die letzte Eiszeit noch nicht sehr lange vorbei. Die skandinavische Landmasse hebt sich seit dem Abschmelzen des eiszeitlichen Eispanzers kontinuierlich, so dass sich die Küstenlinie in den vergangenen Jahrhunderten erheblich verändert hat.

Zuerst geht es nach Hell (das heißt schon Steinplatte). Die Fundstelle liegt in einem Waldstück, die Anfahrt führt durch ein Wohngebiet. Man sieht zwei große Rentiere und einige kleinere Tiere.

Felsritzungen in Hell

Weiter geht es nach Leirfall - die Fundstelle ist groß und gut erschlossen, die zahlreichen Ritzungen sind aber eher undeutlich und ausgewaschen.

Detail der Ritzungen in Leirfall

In Ronglan gibt es eine weitere kleine Fundstelle direkt an der Straße (bei einer Bushaltestelle). Im Anschluß fahren wir in Levanger zum Einkaufen.

Die Fundstelle Bardal liegt bei einem Bauernhof - der Weg dorthin ist schmal und geschottert. Die Anfahrt lohnt trotzdem, denn die geritzte Felsplatte ist groß, mehrlagig beschriftet (verschiedene Epochen) und gut erhalten. Sehr stattlich ist auch die Scheune des benachbarten Hofes (s. Bild).

armselige Scheune

Wir durchfahren Steinkjer ziemlich achtlos und nehmen die RV763 am Südufer des Snaasavatnet entlang. So kommen wir an der letzten Ritzung des Tages vorbei - dem berühmten Böla-Rentier. Die Fundstelle ist im Wald und durch Parkplatz/Imbiss/Beschilderung nicht zu verfehlen. Trotzdem waren wir enttäuscht - die Zeichnung ist verwaschen und schwer erkennbar. Sehr fein ist aber der markierte Pfad zur 'utsikten'.

schöne 'Utsikten'

Weiter am See entlang geht es bis ans östliche Ende (Snaasa) und noch ein Stückchen nördlich auf der E6. Die Straße führt über das Biskoplifjell und man bekommt einen Eindruck von den Fjell-Landschaften, die einen weiter nördlich erwarten. Wir biegen aber kurze Zeit später wieder in Richtung Küste ab und fahren die RV760 und unser erstes Stück RV17 nach Namsos. Der feine Campingplatz direkt neben dem Flugplatz dort ist gut besucht.

Brücke oberhalb von Namsos


Sonntag - 20.08.2006 - Namsos - Rörvik


Der Weg nach Vikna

Bei der Fahrt durch Namsos am Sonntagmorgen stellen wir fest, dass hier gestern Abend wohl eine Kirmes stattgefunden hat. Der Innenstadtbereich ist ziemlich vermüllt (gar nicht typisch für Norwegen) und auf dem Festgelände hat der Abbau begonnen. Wir fahren die kleine RV769 nach Norden. Kurz vor Lund machen wir eine kleine historische Wanderung (markiert), die die lange Besiedelungsgeschichte dieses Küstenabschnitts deutlich macht.

Brücke südlich von Lund

Ab Lund nehmen wir die Fähre nach Hofles. Einige Zeit später erreichen wir über eine große Brücke Rörvik und damit die Insel Inner-Vikna. Auf Mellom-Vikna fahren wir die kleine Stichstraße hinauf zu einem Windpark. Von hier aus haben wir einen großartigen Blick auf die Viknas und die vorgelagerten Schären.

Küste vor Vikna

Trotz Sonnenschein ist es auf den Kuppen des Windparks recht zugig. Wir fahren über eine Nebenstraße zurück nach Rörvik. Die neue Ausstellung 'Norveg' hat heute nicht geöffnet - wir werden morgen wiederkommen. Über die Brücke fahren wir zurück auf die Insel Kvingra und suchen uns auf der kleinen Stichstraße entlang der Küste einen Stellplatz.

ruhiges Plätzchen

Am Abend gehen wir auf den Hügel neben der Straße und genießen neben dem Sonnenuntergang auch noch die Durchfahrt des nordgehenden Hurtigschiffes 'Nordnorge'. Nach Sonnenuntergang wird es allerdings etwas ungemütlich, denn auch hier bläst ein kühler Wind.

Warten auf den Sonnenuntergang

MS Nordnorge, nordgehend


Montag - 21.08.2006 - Rörvik - Torghatten


Der Berg mit Loch ruft

Morgens fahren wir noch einmal nach Rörvik, um die Ausstellung 'Norveg' zu besuchen. Das postmoderne Gebäude der Ausstellung ist auf Stützen in den Hafen gebaut. Es beherbergt eine Darstellung der Siedlungsgeschichte Norwegens, die in vielerlei Hinsicht durch die See bestimmt wurde. Themen wie Vikinger, Seehandel, Fischfang und -methoden sowie Erdöl und -gas werden behandelt und mit Multimedia-Unterstützung dargestellt. Die Texte werden per Kopfhörer eingespielt und sind auch in englisch und deutsch erhältlich. Außerdem besuchen wir in Rörvik einen Baumarkt, wo ich die Werkzeugausstattung des Womos um einen Bitkasten ergänze.

Heilhornet

Wir fahren auf der RV771 entlang dem Aarsetfjorden zur RV17. Unterwegs haben wir einen schönen Blick auf den Berg Heilhornet, der sich einen fuji-mäßigen Wolkenring zugelegt hat. Nach der Fähre Holm-Vennersund führt die Straße am Torgfjord entlang, wobei man stets den Torghatten auf der vorgelagerten Insel im Auge hat. Das berühmte Loch im Berg ist von hier aber nur schwer zu erkennen. Wir fahren nach Brönnöysund und gehen einkaufen. Danach begeben wir uns zur großen Brücke und warten dort die Durchfahrt der südgehenden 'Finnmarken' (Hurtigroute) ab.

MS Finnmarken in Brönnöysund

Schließlich fahren wir zum Campingplatz unterhalb des Torghatten. Am Abend machen wir einen Spaziergang an der Schärenküste entlang, die im Abendlicht noch schöner wirkt als bei Tag. Heute war es wieder den ganzen Tag sonnig und recht warm.

Küste vor Torget


Dienstag - 22.08.2006 - Torghatten - Alster (Sju Söstre)


Zu den sieben steinigen Schwestern

Wir schlafen heute lang aus und verlassen erst gegen 11:30 den Platz. Wenige Meter weiter parken wir wieder, denn heute wollen wir durch den Berg wandern. Durch das Erosionsloch im Torghatten führt ein Bergweg, der incl. der Umrundung des Berges auf dem Rückweg 1,5 Stunden in Anspruch nimmt.

Hier entsteht das 2. Loch im Berg

Da das Wetter wieder gut ist, gibt es auf der Wanderung phantastische Blicke auf die herrliche Küstenlandschaft. Das Loch selbst ist aus der Nähe riesig und nicht ungefährlich, denn es gibt hier häufig Steinschlag und die Abbruchkanten des Gesteins sind relativ frisch.

Berg mit Loch - Torghatten

das Loch von innen

Küste am Torghatten

Nach der Wanderung rollen wir weiter nach Norden. Auf die Fähre Horn-Andalsvaag müssen wir etwas warten - zum Glück hat der Fähranleger einen Hausberg, auf den wir inzwischen klettern können. Die nächste Fährfahrt (Farvik-Tjötta) ist etwas länger und führt durch herrliche Insellandschaften.

Fährleute gegen Brücken- und Tunnelbau

Wir sehen hier auch erstmals die '7 Schwestern'. Die Ostflanke des Gebirgszugs mit seinen sieben Spitzen ist nicht begehbar und fällt steil in den Fjord ab. Von der Westseite erscheinen die Schwestern weniger schroff. Wir fahren nach Sandnessjöen zum Einkaufen und danach zurück zum Campingplatz. Der liegt zwischen Flughafen und Küste. Von unserem Platz haben wir Fensterblick aufs Meer und zur anderen Seite Panoramablick auf den Gebirgszug.

Küste vor Alster

Campingplatz mit Panorama

Schöner gehts nicht. Nachts stelle ich mir einen Wecker und schaue mir das nordgehend passierende Hurtigschiff 'Trollfjord' an, das knapp unter Land in voller Beleuchtung an uns vorbeifährt.

Weiter gehts zur Woche 2